Zweieinhalb Jahre sind seit den dramatischen Ereignissen von 2019 vergangen. Wir haben eine Entscheidung getroffen. Ich muss weinen. Trauer, Frust, aber auch Dankbarkeit, Liebe und Hoffnung. Ein Wechselbad der Gefühle. Gestern Abend setzte sich Manuel zu mir aufs Bett. Er habe es sich überlegt, Unser Sohn soll kein Einzelkind bleiben. Aber er wolle auch nicht mehr riskieren, Frau und Kind zu verlieren. Sein Trauma ist noch nicht verarbeitet, ja kann man je so etwas verarbeiten? Deswegen sollte ich das Geschwisterkind bitte nicht selbst austragen. Das tut mir weh. Ich bin gerne schwanger. Und Fachleute gehen davon aus, dass der Austausch zwischen mütterlichem und kindlichem Körper epigenetisch eine gewisse Bedeutung hat und dazu beiträgt, das Kind aus mir fremdem Genmaterial ein wenig mit meinem eigenen genetischen Gut zu verbinden. Von dieser Vorstellung muss ich mich verabschieden. Andererseits: Mein Mann sorgt sich um mich und um sein Kind, seine Kinder, und will niemanden verlieren. Was für ein Liebesbeweis, nicht mit 50 roten Rosen oder einem Diamantring aufzuwiegen. Außerdem: Ist das nicht etwas egoistisch, sich genetisch mit einem Kind verbunden fühlen zu wollen? Blut ist dicker als Wasser? Denkste. Manches Kind tut seinen Eltern so verdammt weh, schlimmer kann es bei einem Adoptivkind kaum werden. Im Zuge der Trennung und Scheidung von meinem ersten Ehemann haben sich gleich zwei Töchter von mir abgewendet. Minderjährige lebensunerfahrene Mädchen, die sich anmaßten, über ihre Mutter urteilen zu können und zu dürfen. Die eine, mittlerweile verheiratet, verleugnet mich bis heute. Wenn sie eines Tages Kinder hat, wird sie vielleicht verstehen. Wie viele Adoptivkinder tun ihren Eltern so etwas an? Das versöhnt mich mit dem Gedanken, BioTexCom anzuschreiben.
