Visionen von Menschen für Menschen. Unser persönlicher Blog zu unserem Kinderwunsch

Kategorie: Sonstiges

Post von R.

„Wir haben noch 2 gute Blastozysten übrig auf Eis, nach letzten Transfer und können die für nächsten Transfer benutzten. Wenn es wird nicht klappen, dann werden Samenabgabe einplanen.“

Oha. Es sind Blastozysten übrig, sie sind eingefroren worden. Bis vor Kurzem wurde das nicht angeboten. Mir selbst hat es immer wieder leid getan, dass überzählige Embryos verworfen wurden. Wird die Kryokonservierung aufgrund des Kriegs angeboten? Denkbar wäre es. Jetzt fragen wir uns aber, ob die Chancen auf eine Schwangerschaft mit „Eisbärchen“ genauso sind wie mit frischen Embryos. Angeblich ähnlich gut, kann man im Internet lesen. Das ist sicher auch ein wenig Glückssache und hängt von dem Können und der Technik in Kiew ab. Insofern machen wir uns keine Sorgen.  Wichtig ist, dass sich unsere Leihmutter erholt und uns erhalten bleibt. Wir sind gespannt, wann sich R. wieder melden wird. Sechs Wochen, zwei Monate, drei? Ich werde um Ostern herum fragen.

Valentinstag

Vor genau 6 Jahren hielt ich nach einem Embryo-Transfer in Kiew einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand, ich zeigte ihn meinem Mann, er konnte es nicht fassen. Er schenkte mir Blumen und weinte vor Freude. Die Freude währte nur kurz – einige Tage danach bekam ich eine Blutung. Daran musste ich mich erinnern heute auf dem Weg zur Arbeit. In der Mittagspause sehe ich eine Mail im Postfach. Von BioTexCom. Ein mieses Gefühl … bestätigt sich leider. Unsere Leihmutter wurde mit einer Blutung ins Krankenhaus gebracht, schreibt mir K. Am Ultraschall war kein Embryo sichtbar. Ausschabung. Eine Leihmutter ist insofern nicht besser oder sicherer als jede andere Frau auch. Für ihren Körper sind Embryos aus einer Eizellspende genauso fremd wie damals für mich. Das Immunsystem wird zwar mit geeigneten Medikamenten leicht gedämpft, sowohl in der Vorbereitungsphase vor dem Transfer als auch danach. Das ist aber keine Garantie. Von unendlich glücklich bis unendlich traurig – so schnell kann das gehen. Müssen wir jetzt eine Fahrt nach Kiew zur Samenabgabe planen? Mein Mann will wissen, ob es denn möglich wäre, in einer Kinderwunschklinik oder Samenbank in Deutschland abzugeben, die dann geeignet gekühlt nach Kiew verschickt. Schließlich kann hier jede Frau mit Kinderwunsch Sperma im Internet bestellen, die Lieferung kommt mit der Post, dänische Anbieter werben dafür. Ich frage R. Es ist übrigens seltsam, dass sich niemand über  Samenspenden aufregt, wohl aber über Eizellspende und Leihmutterschaft

HCG Wert

Eine Mail aus Kiew im Postfach. Nicht von R., sondern von ihrer Assistentin K. Betreff: Schwangerschaftstest. Ich traue mich kaum, sie zu öffnen. Eine Leihmutter muss nicht auf Anhieb beim ersten Versuch schwanger werden. Wird mein Mann traurig sein, wenn es nicht geklappt hat? Auf jeden Fall müsste er sich dann demnächst wieder auf den Weg nach Kiew machen. Fliegen oder fahren, das wäre dann die Frage. Wir hören immer wieder, dass sowohl der Landweg dahin über Polen als auch ein Direktflug nach Kiew trotz anhaltenden Krieges sicher sei. Aber wenn es konkret wird, macht man sich doch Gedanken. „Ihre Leihmutter ist schwanger, der HCG ist 1140“. Ich falle fast um vor … ja was eigentlich? Freue ich mich? Ja, riesig, aber gleichzeitig kommt etwas Trauer hoch in mir.

Blut oder Urin?

Ja, ich wäre es so gerne selbst gewesen, die das neue Leben in sich spürt und diesen traumhaften HCG-Wert mitgeteilt bekommt. Ich sehe mir Tabellen im Internet an. Heute ist auf eine normale Schwangerschaft umgerechnet ca. ES+19. 19 Tage nach Eisprung. Ich habe allerdings nicht gefragt, ob unsere Leihmutter einen Bluttest oder einen Urintest machte. Bei einem Urintest könnte der Wert schon fast auf Zwillinge hindeuten. Mein Mann bleibt wie versteinert. Keine Gesichtszuckung. Kein Lächeln. Starrer Blick. Es ist seine typische Art, positive Nachrichten zu verarbeiten.

Er braucht eine Zeit, bis er daran glauben kann, dass ihm Gutes widerfährt. Während ich an frühere Schwangerschaften zurückdenke und plötzlich wieder fühle, wie es war, dieses flaue Gefühl in der Magengrube, dieses Gefühl, dass etwas anders ist als sonst, wie plötzlich der Kaffee anders schmeckt und überhaupt alles anders riecht, versucht er erst einmal zu realisieren, was gerade geschieht.

In einer ihm unbekannten Frau wächst ein Embryo heran, der mit seinem Sperma aus dem Jahr 2018 entstanden ist. Es ist für ihn surreal. Er kommt sich vor wie in einem Science-Fiction-Film. Ich muss lachen. Das ist unsere Wirklichkeit.

Ein etwas verrücktes Leben. Ich antworte K., dass wir uns wahnsinnig freuen und unserer Leihmutter von Herzen schöne erste Wochen ohne Probleme wünschen. Der erste Ultraschalltermin ist am 21. Februar. Heute Abend stoße ich zum ersten Mal in meinem Leben auf einen positiven Schwangerschaftstest an. Ungewohnt, ich muss lachen und weinen zugleich. Auf ein neues Leben. Auf ein neues Abenteuer!

Was ein HCG-Wert bedeutet, hat die Seite echtesmamas.de sehr schön beschrieben.

DNA-Test

25. Dezember 2022

Weihnachten. Ich prüfe trotzdem schnell meine E-Mails. Überraschung: Ancestry hat sich gemeldet. Eines meiner Kinder aus erster Ehe wollte einen DNA-Test machen, um mehr über Abstammung und mögliche Verwandte weltweit zu erfahren. Nach 8 langen Wochen ist das Ergebnis endlich da. Wir staunen: Aufgrund der DNA hat das System tatsächlich ein Geschwister ermittelt, das ebenfalls erfasst ist. Wenn bei 49-prozentiger bis 57-prozentiger Übereinstimmung der DNA Geschwisterschaft erkannt wird, müsste Ancestry auch die Geschwister von Adoptivkindern erkennen, die von ihren Brüdern und Schwestern nichts wissen. Ob es auch bei Halbgeschwistern klappt? Dann würde Ancestry die Halbgeschwister von Eizellspendenkindern – dazu gehören auch die Leihmutterschaftskinder, die über Eizellspende entstanden sind – ermitteln, sofern sich alle Beteiligten haben testen lassen. Spätestens dann ist die ursprünglich vereinbarte Anonymität hinfällig. Müssen wir uns Sorgen machen, dass unser Sohn oder sein Geschwister eines Tages herausfinden, dass sie Halbbrüder und Halbschwestern in der Ukraine haben? Viele Wunscheltern verdrängen diese Frage, ja sagen nicht einmal ihrem Kind, dass es aus einer Eizellspende stammt. Das Thema ist hier noch nicht aktuell, unser Sohn ist erst 3. Wir beschließen, ihm die Wahrheit zu erzählen, sobald er wissen will, wo er herkommt.  Was würdet ihr tun?

Quelle: AdobeStock - dna/vegefox.com
Quelle: AdobeStock – dna/vegefox.com

Geimpft oder ungeimpft?

Eine kurze Mail nach Kiew. Im August wurde uns Oktober für eine genauere Planung in Aussicht gestellt. Wie ist dort der Stand der Dinge? Der Krieg lässt nicht nach, Deutschland nimmt weiterhin Hunderttausende Frauen und Kinder aus der Ukraine auf. Für uns in der Ferne lesen sich die Nachrichten so, als wären ganze ukrainische Großstädte nur noch ein Trümmerhaufen ohne Versorgung. R. aber ist immer noch dort vor Ort. Sie antwortet:

„Ja, wir rechnen grob mit November, sodass wir laut Wartezeiten für  November ungefähr Anfang Dezember den Transfer verwirklichen können.

Die Spenderin aus Ihrer Liste xxxx ist schon unter der Antibabypille Einnahme.

Sobald ich ein festes Datum bekomme, schreibe Ihnen sofort!

Schöne Grüße,

R.“

private E-mail

Sie nimmt die Antibabypille. Natürlich um sicher zu gehen, dass sie selbst in der Vorbereitungsphase nicht schwanger wird, und außerdem um ihren Zyklus auf die Vorbereitung  der Leihmutter abzustimmen. Es geht voran. Trotz Krieg. Wir freuen uns.  Wir möchten aber noch wissen, ob und wann wir unsere Leihmutter kennenlernen dürfen, und Bedenken hinsichtlich der Covid-Impfung mit mRNA-Impfstoffen haben wir außerdem. Hier werden immer mehr Fälle von Impfschäden bekannt, aus verschiedenen Quellen erfahre ich von Fehlgeburten und Totgeburten bei gesunden jungen Frauen, viel mehr als sonst. Die Presse schweigt. Die Politik ebenso. Betroffene sehen keinen Zusammenhang und nehmen ihr Schicksal weinend hin. Wir fragen uns, was, wenn die mRNA-Impfstoffe für Schwangere und kurz vor Beginn einer Schwangerschaft doch nicht so harmlos sind? Wir beschließen, offen mit R. darüber zu schreiben.

„Hallo Frau S.,

kennenlernen können wir ab 12 SSW organisieren, bis dahin ist die riskante Zeit, wo nur Daumen Drücken geht.

Ich kann keine richtigen Forschungen über Wirkung der Vakzine Ihnen beschreiben. Doch bei uns gibt’s beide „Arten“, der Leihmütter: geimpfte und nicht geimpfte.

Soweit wir näher zum Versuch werden, kann ich Ihnen Feedback geben, ob LM geimpft war oder nicht.“

private e-Mail

Die Leihmutter dürfen wir also kennenlernen. Wie schön. Ich freue mich schon und empfinde große Dankbarkeit gegenüber diesen jungen Frauen, die bereit sind, für fremde Wunscheltern ein Kind auszutragen. Es wird oft unterstellt, es sei Ausbeutung, Ausnutzen der wirtschaftlichen Not. Nein, ist es nicht. Sie tun es freiwillig und werden dafür für dortige Verhältnisse sehr gut entlohnt. Sie holen sich, was der Markt hergibt. Und wir haben dabei in diesem dramatischen Kriegsjahr mehr denn je das Gefühl, ein wenig im Rahmen unserer Möglichkeiten gezielt zu helfen.

Unsere zunehmende Sorge ist aber die Covid-Impfung. Es gibt immer mehr Kritik daran. Aus Erfahrung wissen wir, wenn der Staat schon etwas hypt, ist Vorsicht geboten. Telekom-Aktien und Riester-Rente habe ich hinter mir. Unser Misstrauen Ärzten gegenüber hat sich seit 2019 verfestigt. Unser Bauchgefühl sagt: Vorsicht!

An der Antwort von R. gefällt mir, dass BioTexCom sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Leihmütter einsetzt. Bleiben wir ruhig, warten wir ab, wir kommen noch darauf zurück, und überhaupt, vielleicht werden die Bedenken gegen Impfungen vor und während einer Schwangerschaft bald entkräftet.   

Stoppt der Krieg das Vorhaben?

Heute hat meine Tochter J. einen Termin beim Frisör. Auf dem Weg dahin gebe ich einen großen Umschlag mit den Verträgen und Kopie der Heiratsurkunde bei der Post ab. Vor einigen Tagen ging schon alles per E-Mail raus, aber die Originale müssen per Post folgen. Die Sitzung beim Frisör zieht sich hin, es wird langsam dunkel, ich warte im Auto und höre Radio. Da kommt die Meldung: Russland ist in die Ukraine einmarschiert. Mir wird schlecht. Tausend Gedanken im Kopf: Werden die Verträge ankommen? Werden sie aufgrund des beginnenden Kriegs storniert? Wird uns in diesem Fall das Geld erstattet? Stand was von höherer Gewalt in den Verträgen? Ich weiß es gerade nicht.

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