Visionen von Menschen für Menschen. Unser persönlicher Blog zu unserem Kinderwunsch

Kategorie: Ukraine

Leihmutter will nicht mehr

Eine Mail aus Kiew im Postfach. Unsere Leihmutter will nicht mehr. Das können wir nachvollziehen. Leihmütter haben selbst ein Kind oder mehrere zu versorgen. Die Stimulation zur Vorbereitung auf den Transfer hat es in sich, das habe ich ja selbst mehrmals hinter mir. Das Prozedere ist für den Transfer von Embryonen aus Eizellspende identisch. Ihre eigene Gesundheit geht vor. Dass unsere Leihmutter nicht mehr zur Verfügung steht, zeigt uns außerdem, dass niemand gezwungen wird und dass sie es nicht nur wegen des Geldes macht. Eine andere Leihmutter ist bereits im Gespräch. Ende April oder Anfang Mai soll es weitergehen.

Ich komme nochmal auf die COVID-Impfung zurück. R. lässt wissen, dass in unserer Akte steht, dass wir eine ungeimpfte Leihmutter wünschen und dass die Kollegen das auf jeden Fall berücksichtigen.

Post von R.

„Wir haben noch 2 gute Blastozysten übrig auf Eis, nach letzten Transfer und können die für nächsten Transfer benutzten. Wenn es wird nicht klappen, dann werden Samenabgabe einplanen.“

Oha. Es sind Blastozysten übrig, sie sind eingefroren worden. Bis vor Kurzem wurde das nicht angeboten. Mir selbst hat es immer wieder leid getan, dass überzählige Embryos verworfen wurden. Wird die Kryokonservierung aufgrund des Kriegs angeboten? Denkbar wäre es. Jetzt fragen wir uns aber, ob die Chancen auf eine Schwangerschaft mit „Eisbärchen“ genauso sind wie mit frischen Embryos. Angeblich ähnlich gut, kann man im Internet lesen. Das ist sicher auch ein wenig Glückssache und hängt von dem Können und der Technik in Kiew ab. Insofern machen wir uns keine Sorgen.  Wichtig ist, dass sich unsere Leihmutter erholt und uns erhalten bleibt. Wir sind gespannt, wann sich R. wieder melden wird. Sechs Wochen, zwei Monate, drei? Ich werde um Ostern herum fragen.

Erinnerungen an Kiew

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Außerdem fragen wir uns heute, ob etwas daran ist an den Gerüchten, wonach BioTexCom nach Deutschland expandieren will. Im Jahr 2020 berichtete der Tagesspiegel, dass BioTexCom-Chef Albert Totschilowski bereits ein Gebäude für eine Klinik in der Nähe von Leipzig gekauft habe. R. antwortet auf meine Frage, dass nichts in dieser Richtung geplant sei. Das ist auch gut so. In Kiew ist das behördliche Verfahren erprobt und sicher, damit die Babys legal und problemlos nach Deutschland gelangen. So schnell ist mit ähnlichen Strukturen in Deutschland nicht zu rechnen. Wir freuen uns schon bei dem Gedanken, bald wieder in der Ukraine unterwegs zu sein. Trotz Krieg. Im Jahr 2018 kriselte es übrigens bereits dort. Damals war noch Petro Poroschenko Präsident der Ukraine. Ich erinnere mich an Plakate mit seinen Sprüchen in Kiew. Als ich zuletzt im Dezember 2018 in Kiew für den 7. Transfer landete, standen bewaffnete Männer am Eingang des Flughafens. Beruhigend war das damals schon nicht. Aber die BioTexCom-Fahrer holen die Patienten am Flughafen ab, in ihrer Begleitung kann nichts passieren. Und einmal im Hotel angekommen, in dem man sich schon fast heimisch fühlt nach so vielen Besuchen, kann man richtig durchatmen. Im Hotel IBIS im Stadtzentrum erwartet einen ein internationaler Flair. Im Hotel Kiev 365 ist das Ambiente familiärer, wärmer. Dort haben wir uns von Anfang an sehr wohl gefühlt, und ich freue mich schon bei dem Gedanken, wieder dort zu sein. Ich hoffe sehr, dass das freundliche Personal noch da arbeitet nach den Wirren des Krieges.

Quelle: Social-Media-Visions.com/Manuel

Geimpft oder ungeimpft?

Eine kurze Mail nach Kiew. Im August wurde uns Oktober für eine genauere Planung in Aussicht gestellt. Wie ist dort der Stand der Dinge? Der Krieg lässt nicht nach, Deutschland nimmt weiterhin Hunderttausende Frauen und Kinder aus der Ukraine auf. Für uns in der Ferne lesen sich die Nachrichten so, als wären ganze ukrainische Großstädte nur noch ein Trümmerhaufen ohne Versorgung. R. aber ist immer noch dort vor Ort. Sie antwortet:

„Ja, wir rechnen grob mit November, sodass wir laut Wartezeiten für  November ungefähr Anfang Dezember den Transfer verwirklichen können.

Die Spenderin aus Ihrer Liste xxxx ist schon unter der Antibabypille Einnahme.

Sobald ich ein festes Datum bekomme, schreibe Ihnen sofort!

Schöne Grüße,

R.“

private E-mail

Sie nimmt die Antibabypille. Natürlich um sicher zu gehen, dass sie selbst in der Vorbereitungsphase nicht schwanger wird, und außerdem um ihren Zyklus auf die Vorbereitung  der Leihmutter abzustimmen. Es geht voran. Trotz Krieg. Wir freuen uns.  Wir möchten aber noch wissen, ob und wann wir unsere Leihmutter kennenlernen dürfen, und Bedenken hinsichtlich der Covid-Impfung mit mRNA-Impfstoffen haben wir außerdem. Hier werden immer mehr Fälle von Impfschäden bekannt, aus verschiedenen Quellen erfahre ich von Fehlgeburten und Totgeburten bei gesunden jungen Frauen, viel mehr als sonst. Die Presse schweigt. Die Politik ebenso. Betroffene sehen keinen Zusammenhang und nehmen ihr Schicksal weinend hin. Wir fragen uns, was, wenn die mRNA-Impfstoffe für Schwangere und kurz vor Beginn einer Schwangerschaft doch nicht so harmlos sind? Wir beschließen, offen mit R. darüber zu schreiben.

„Hallo Frau S.,

kennenlernen können wir ab 12 SSW organisieren, bis dahin ist die riskante Zeit, wo nur Daumen Drücken geht.

Ich kann keine richtigen Forschungen über Wirkung der Vakzine Ihnen beschreiben. Doch bei uns gibt’s beide „Arten“, der Leihmütter: geimpfte und nicht geimpfte.

Soweit wir näher zum Versuch werden, kann ich Ihnen Feedback geben, ob LM geimpft war oder nicht.“

private e-Mail

Die Leihmutter dürfen wir also kennenlernen. Wie schön. Ich freue mich schon und empfinde große Dankbarkeit gegenüber diesen jungen Frauen, die bereit sind, für fremde Wunscheltern ein Kind auszutragen. Es wird oft unterstellt, es sei Ausbeutung, Ausnutzen der wirtschaftlichen Not. Nein, ist es nicht. Sie tun es freiwillig und werden dafür für dortige Verhältnisse sehr gut entlohnt. Sie holen sich, was der Markt hergibt. Und wir haben dabei in diesem dramatischen Kriegsjahr mehr denn je das Gefühl, ein wenig im Rahmen unserer Möglichkeiten gezielt zu helfen.

Unsere zunehmende Sorge ist aber die Covid-Impfung. Es gibt immer mehr Kritik daran. Aus Erfahrung wissen wir, wenn der Staat schon etwas hypt, ist Vorsicht geboten. Telekom-Aktien und Riester-Rente habe ich hinter mir. Unser Misstrauen Ärzten gegenüber hat sich seit 2019 verfestigt. Unser Bauchgefühl sagt: Vorsicht!

An der Antwort von R. gefällt mir, dass BioTexCom sowohl geimpfte als auch ungeimpfte Leihmütter einsetzt. Bleiben wir ruhig, warten wir ab, wir kommen noch darauf zurück, und überhaupt, vielleicht werden die Bedenken gegen Impfungen vor und während einer Schwangerschaft bald entkräftet.   

Leihmutter per Video

24. August 2022

Heute möchte ich wissen, wie es dem BioTexCom-Team im Krieg ergeht. Sind alle wohlauf? Die Videos und Bilder auf YouTube und Facebook sind beruhigend. Business as usual. Aber eine weitere Mitarbeiterin ist nach Deutschland geflüchtet. Ob sie hier bleiben wird, ist nicht bekannt. Und wir möchten wissen, ob wir unsere Leihmutter kennenlernen dürfen, wenn es soweit ist. R. antwortet:

„Hallo Frau S.,

genaue Planung gibt’s noch nicht aber ich hoffe auf Oktober.

Momentan habe noch keinen Termin noch für Stimulation und Punktion der Spenderin, dies muss aber folgen.

Ja, Sie können LM kennenlernen, z.B. per Video, weil direkte Kontakte zwischen Eltern und Leihmamas verboten sind. Deswegen ganze Unterhaltung wird per unser Personal laufen.

Wir bleiben in Kontakt!

Schönen Tag noch,

R.“

private e-Mail

Gut, es ist noch etwas früh. Laut Vertrag haben wir ohnehin eine Wartezeit von bis zu einem Jahr. Aufgrund des Kriegs hatten wir zwar gedacht, dass viele Verträge storniert würden und wir so schneller dran wären. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Die Möglichkeit, unsere Leihmutter per Video kennenzulernen, finden wir reizvoll. Wer weiß, wenn das ersehnte Baby da ist und der Krieg vorbei, könnte man sich treffen, austauschen, zusammen lachen und weinen.  Eine Reise nach Kiew war 2018 noch ein Abenteuer. Heute bei dem vielen Hin und Her wegen des Kriegs kommt es uns vor wie ein Katzensprung. Man könnte sich sogar in einen Flixbus setzen und ab Hannover dort in ca. 32 Stunden ankommen. Schade, dass WizzAir nicht mehr ab Hannover fliegt. Das war noch einfacher. 2,5 Stunden Flug nur. Aber irgendwann finden wir wieder dahin, da sind wir uns sicher. Und sei es auf dem Landweg über Polen.

Babys im Bunker

Auf Facebook und YouTube können wir verfolgen, was BioTexCom alles tut, um den Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten und die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten. Der Direktor sammelt persönlich die Babys in den Kliniken ein. Wunscheltern mit Kindern werden mit einem klinikeigenen Bus sicher zur Landesgrenze gebracht. Bei Luftalarm in Kiew müssen alle in den Bunker, wo der komplette Bedarf für die Versorgung der Neugeborenen gelagert ist. Die Klinik verfügt nach eigenen Aussagen über eine eigene Stromversorgung, Notstromaggregate und Photovoltaik-Anlagen. Wärmepumpen sorgen für normale Raumtemperaturen. Aber V. arbeitet nicht mehr dort. Ist sie geflüchtet? Vielleicht nach Deutschland? Wir wissen es nicht. R. ist jetzt nicht nur für das Eizellspende-Programm, sondern auch für die Leihmutterschaften zuständig.

Babys im Bunker/Quelle: YouTube

Sachlage & Gedanken

Ich muss R. anschreiben. Ich will wissen, wie die Lage in Kiew ist und vor allem, ob sie wohlauf ist. Alles gut – vorerst. Unsere Gedanken sind mit allen dort und mit allen betroffenen Eltern und ihren Babys.

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Stoppt der Krieg das Vorhaben?

Heute hat meine Tochter J. einen Termin beim Frisör. Auf dem Weg dahin gebe ich einen großen Umschlag mit den Verträgen und Kopie der Heiratsurkunde bei der Post ab. Vor einigen Tagen ging schon alles per E-Mail raus, aber die Originale müssen per Post folgen. Die Sitzung beim Frisör zieht sich hin, es wird langsam dunkel, ich warte im Auto und höre Radio. Da kommt die Meldung: Russland ist in die Ukraine einmarschiert. Mir wird schlecht. Tausend Gedanken im Kopf: Werden die Verträge ankommen? Werden sie aufgrund des beginnenden Kriegs storniert? Wird uns in diesem Fall das Geld erstattet? Stand was von höherer Gewalt in den Verträgen? Ich weiß es gerade nicht.

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