2017. Mein Mann, 32 Jahre, ich, 51 Jahre, und ein Kinderwunsch. In Deutschland keine Chance. In Kiew schon. Für ein erstes Gespräch reise ich im Juli nach Brüssel. Dort hat BioTexCom eine Vertretung. Meine Schwester holt mich am Bahnhof ab, ich weihe sie in unser Vorhaben ein. Sie ist begeistert. Mein Mann ist nicht dabei, er muss arbeiten.
R., die deutschsprachige BioTexCom-Koordinatorin, erklärt mir, warum eine hormonelle Stimulation in meinem Alter nicht sinnvoll ist. Das Risiko ist groß, dass die gewonnenen Eizellen sich nicht erfolgreich befruchten lassen oder dass sich die Embryos nicht weiterentwickeln. Die Lösung für uns lautet: Eizellspende. Es folgen erste medizinische Untersuchungen vor Ort. Ich nehme Verträge mit, die füllen wir später zu Hause aus. Mein Mann muss auch einige Untersuchungen über sich ergehen lassen, darunter ein Spermiogramm. Dann geht alles ganz schnell. Wir suchen eine Spenderin in der Datenbank aus, ich muss Hormone einnehmen, um die Gebärmutter auf eine Einnistung vorzubereiten, und im September 2017 sind wir zum ersten Mal in Kiew. 10 lange Tage in einer uns völlig fremden Welt. Die Befruchtung der gespendeten Eizellen findet in dieser Zeit im Labor der Klinik statt, mein erster Embryo-Transfer ebenso. Insgesamt fliege ich 7 Mal nach Kiew, ich fühle mich dort im Hotel Kiew 365 schon heimisch. Im Dezember 2018 nistet sich endlich ein Embryo ein und entwickelt sich weiter. Im selben Zeitraum ist mein Mann insgesamt 3 Mal dort alleine unterwegs, um seinen Anteil zu leisten. Nach einer traumhaften Schwangerschaft wird in der 40+2 SSW eine beginnende Präeklampsie festgestellt. Mein Mann fährt mich sofort ins Krankenhaus, und das Unglück nimmt seinen Lauf.

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